Pipi & Kacka – Sauber werden
Hauptsache ohne Druck. Das wesentliche lässt sich so wohl zusammenfassen.
Tagsüber und Nachts sauber zu werden ist nach dem Laufen und Sprechen lernen sicher für viele Kinder ein ähnlich großes Projekt.
Im Idealfall geht das einfach so – nebenbei. Selbstständig aufs Töpfchen oder auf Toilette anstelle von Windel oder „abgehalten“ werden.
Wenn es aber nicht so einfach klappt und Dein Kind vermeintlich „doch groß genug“ ist, um „endlich“ nicht mehr in die Hose zu machen, sollst du folgendes wissen:
- Dein Kind zeigt Dir durch seine Eigeninitiative, wann es bereit ist – wann es in der Lage ist, Urin- und Stuhldrang bewusst wahrzunehmen und zu kontrollieren.
Wenn es soweit ist, braucht dein Kind am Besten Vorbilder und Deine Unterstützung beim selbstständig werden. - Jedes Kind ist anders. Das Alter, in dem Kinder trocken und sauber werden hängt an ihrer individuellen Reifung und ist sehr unterschiedlich.
Die Grafen unten zeigen, dass Kinder sehr unterschiedlich die volle Kontrolle über Blase und Darm haben. Rund um den 5. Geburtstag (60 Monate alt) machen also tagsüber noch rund 8 % der Kinder regelmäßig Pipi in die Hose und nachts rund 17% der Kinder noch regelmäßig ins Bett. Jungen deutlich mehr als Mädchen. (Quelle: Remo H. Largo, 2020: Baby Jahre – Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren)
Wenn du früh und intensiv mit der Sauberkeitserziehung startest, beschleunigt dass die Blasen- und Darmkontrolle nicht. - Umziehen und fertig. Hast du schlechte Gefühle bei einem „Pipi-Unfall“, hat dein Kind sie auch. Schamgefühle, Ärger oder Strafen machen deinem Kind nur Angst vor dem nächsten mal – das mit Sicherheit kommen wird 😉
- Ausreichend trinken ist wichtig. Zum Beispiel: Alle 2 Stunden 150 ml (1 Becher) sind für 4-6 jährige ein gutes Maß. Einfaches Wasser oder Tees ohne Zucker sind auch für die Gesundheit und die Zähne die beste Wahl.
- Regelmäßig aufs Klo, aber nicht zu oft. Beispielsweise alle 2 Stunden nach dem Trinken.
- Falls doch Zweifel bestehen, solltest du mögliche organische Ursachen bei der Kinderärztin abchecken lassen.
- Achtung: Verstopfung kann unerkannte Ursache für Einnässen sein. Zu viel Stuhl im Enddarm kann auf die Harnblase drücken. Dabei kann eingetrockneter Stuhl den Enddarm vollständig auskleiden und das Kind trotzdem regelmäßigen Stuhlgang (alle 1-2 Tage) haben. Es kann sich aber auch im unkontrollierten Einkoten äußern. Feststellen lässt sich das per Ultraschall bei der Kinderärztin.
Weitere Infos rund um das Thema „sauber werden“ finden sich auf folgenden Websites:
- kontinenzschulung.de/…
Hier findet sich auch ein toller Ratgeber zum Thema Einnässen speziell für Eltern: KgKS_Elterninfo_11.2021.pdf - kindergesundheit-info.de/…
- chillnfeel.com/…
- Blasentagebuch (Miktionsprotokoll): kinderaerzte-im-netz.de/…
Nachfolgend noch die Entwicklung der Kontrolle über Darm und Blase, wie sie sich auch in dem Buch Baby Jahre – Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren von Remo H. Largo finden.
(Dieses Buch kannst du in unserem Familienzentrum ausleihen. Es steht im offenen Bücherregal.)



Eigene Grafiken auf Basis von Largo, R.H., Molinari, L., von Siebenthal, K. Wolfensberger, U.: „Does a profound change in toilettraining affect development of bowel and bladder control?“, in: Developmental Medicine and Child Neurology 38/1996, 1106-1116